Nachlese der dritten Stunde (09. Oktober 2020)
- Kriemhild Brüggemann
- 12. Okt. 2020
- 1 Min. Lesezeit
Évi zelebriert den Karfreitag mit einer Inbrunst, wie wir uns das heute kaum noch vorstellen können. Dieser Tag gehört neben Ostern zu den wichtigsten Festtagen der Christenheit. Der Große Freitag, wie Évi ihn nennt, dringt tief in ihre Seele ein und lässt sie die Rituale ausführen, die sie seit ihrer Kindheit kennt. Sie kocht die obligatorische Linsenwassersuppe, weint in ihr besticktes Taschentuch und lenkt ihre Gedanken auf Pontius Pilatus. Alles soll eine Vorbereitung auf Ostern sein. Kann man Ostern und damit die Auferstehung Jesu Christi dadurch besser verinnerlichen und den Glauben stärken, oder macht uns die Vertiefung in die Golgathageschichte eher depressiv und ablehnend? Und schließt sich nicht gleich die Frage an, wie Gott alles zulassen konnte? Vielleicht ist die Theodizeefrage ein Einstieg, um sich über alle Konfessionen hinaus mit Gott zu beschäftigen? Und muss man sofort eine Antwort haben, oder ist die Auseinandersetzung mit der Frage nicht schon eine Form von Gottessuche?
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