Nachlese der zweiten Stunde (21. März 2025) - „Die Enkelin“ von Bernhard Schlink
- Kriemhild Brüggemann
- 22. März
- 1 Min. Lesezeit
Obwohl seine Birgit tot ist, hat Kaspar sie bei sich im Herzen. Und er möchte, dass das so bleibt. Er denkt an Orpheus, in dem es so hell war, dass er in das Reich der Toten eintreten durfte und Eurydike finden konnte. Findet er Birgit im Totenreich, wenn es auch so hell in ihm ist wie in Orpheus? Hat er genug Vertrauen, sich „nicht nach ihr umzudrehen“? Oder ist er kleingläubig und grollt ihr wegen all der Heimlichkeiten, die sie ihm nie offenbart hat? Aber wenn er ihr zu grollen beginnt und er an sie zu glauben aufhört, würde sie noch mal sterben und tot bleiben, denkt er. Er hat Angst, sie könne ihm bei aller Sehnsucht nach ihr entgleiten. Darf man nach dem Tod eines geliebten Menschen hadern mit der unangenehmen Seite dieser Person? Oder zerstört man damit die schönen Erinnerungen und nimmt somit Schaden an seiner Seele, indem der geliebte Mensch ins nicht erreichbare Totenreich versinkt?
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