Nachlese der zweiten Stunde (06. Oktober 2023) – „Ich zähmte die Wölfin“ von Marguerite Yourcenar
- Kriemhild Brüggemann
- 19. Okt. 2023
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Okt. 2023
Hadrian gilt als Vorreiter des humanistischen Zeitalters. Doch woher stammt seine Hinwendung zu dieser neuen Richtung der Staatsführung? Sein Vorgänger Trajan war doch noch aus ganz anderem Holz geschnitzt. „Meine ersten Heimstätten waren Bücher, weniger die Schulen.“ Bücher lehren ihn, sich in die Gedanken anderer hineinzudenken, und er begreift, wie ein jeder nach seinem inneren Gesetz handelt, lebt und stirbt. Auch die Poesie berührt sein Herz. Er strebt danach, den Geist der Freiheit und Ergebenheit stufenweise zu erreichen. Hierbei hilft ihm seine Lebensführung, indem er sich Zeiten des Ausspannens sichert. „Wer sich diese Zeiten nicht verschafft, lebt verkehrt“, schreibt er in einem seiner Briefe. Ist dieses Ausspannen nicht mehr als eine Ruhepause? Kann dieses Zu-sich-selbst-Finden nicht Berge versetzen? Unter Hadrians Ägide hat das römische Reich jedenfalls eine beispiellose Blütezeit erlebt, die auch seine beiden Nachfolger noch geprägt haben.
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