Nachlese der vierten Stunde (5. April 2024) – „Die Unschärfe der Welt“ von Iris Wolff
- Kriemhild Brüggemann
- 14. Apr. 2024
- 1 Min. Lesezeit
Oz will Rumänien verlassen. Zu sehr hasst er das Regime, das alle Unternehmungen bespitzelt und der Parteizentrale meldet. Er selbst ist erst kürzlich in die Mühlen des Apparates geraten, was Hausdurchsuchungen und Prügel nach sich zogen. Irgendjemand hat ihn verraten, als er ein Formular vom Standesamt einsteckt, um später damit eine Ausreisegenehmigung zu bekommen. Aber Ceausescu „liebt“ sein Volk und will es bei sich behalten. Er will es vor den sieben Todsünden beschützen. Denn in seinem Land kann man in keiner dieser Disziplinen sündig werden, da sämtliche Voraussetzungen dafür fehlen. Stattdessen gibt es viele Polizisten, Soldaten, Richter, Gefängniswärter und sinnlose Gesetze, die für Ordnung sorgen. Da hat man doch für sich selbst ein Anrecht auf einen riesigen Palast mit großem Ballsaal, Theatersaal, Kunstsaal und vielen Gästezimmern, denkt sich der große Navigator Ceausescu.
Was sind das für Menschen, die ihre Rolle als Staatsführer derart missbrauchen und Angst und Schrecken verbreiten? „Wer andere leiden lässt, wird von sich selbst insgeheim nicht viel halten“, denkt Oz. Hat er recht?
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