Nachlese der ersten Stunde (23. Februar 2024) – „Die Unschärfe der Welt“ von Iris Wolff
- Kriemhild Brüggemann
- 28. Feb. 2024
- 1 Min. Lesezeit
Rumänien in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Florentine ist schwanger. Sie blutet. Mit Mühe und Hilfe eines Kutschers erreicht sie das Krankenhaus in der Stadt. Was für Verhältnisse findet sie dort vor! Niemand ist zu sehen! Sie muss auf die Toilette. Keine Toilettenschüssel, nur zwei Löcher im Boden. Auf dem Fußboden weggeworfene Reste von Aborten. Sie übergibt sich. Der Arzt, der sich endlich einfindet, unterstellt ihr, etwas gegen die Schwangerschaft unternommen zu haben. Die Behandlung ist dementsprechend. Doch sie hat Glück gehabt und darf wieder nach Hause.
Kann man diese Zustände einem anderen Menschen so mitteilen, dass er die seelische Belastung nachempfinden kann? „Florentine spürt Worten gegenüber ein nie ganz aufzulösendes Unbehagen. Die Unschärfe der Aussagen verunsichert sie. Wie sehr sie sich auch bemüht: Sprechen reicht nicht an die Wirklichkeit der Erfahrungen heran.“
Kommentare