Nachlese der ersten Stunde (07. März 2025) - „Die Enkelin" von Bernhard Schlink
- Kriemhild Brüggemann
- 14. März
- 1 Min. Lesezeit
Als Birgit tot vor ihm liegt, handelt Kaspar sofort. Er ruft den Rettungsdienst an und auch die Polizei. Seine Birgit, die in den 60er Jahren zu ihm in die Bundesrepublik geflüchtet war, um mit ihm zusammenzuleben, liegt nun leblos vor ihm. Das gemeinsame Leben war nach der Flucht alles andere als einfach. Wie oft hat er Birgit in den letzten Jahren in einem desolaten Zustand angetroffen, wenn er abends aus seiner Buchhandlung nach Hause kam. Entweder lag sie schon alkoholisiert im Bett oder er musste sie vom Sofa ins Bett tragen. Er scheute sich nicht, ihr Erbrochenes wegzuwischen, die zerbrochenen Gläser zu beseitigen und wieder Ordnung zu schaffen. Alles nahm er hin.
Wie ist dieser Mann zu charakterisieren? Ist es die unverbrüchliche Liebe, die ihn alles ertragen lässt? Oder ist eine angelegte Schwäche in ihm, die ihn nicht aufbegehren lässt? Kann ein Mensch all dies ertragen, ohne dass die Liebe Risse bekommt?
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