Nachlese der dritten Stunde (23. Juli 2021)
- Kriemhild Brüggemann
- 4. Aug. 2021
- 1 Min. Lesezeit
Die Mägde sollen Zeugnis ablegen über ihre Verfehlungen. Zwei Tanten leiten die Stunde der Bekenntnisse. Wenn die Frauen nichts zu bekennen haben, gelten sie als gefährlich und müssen mit empfindlichen Strafen rechnen. Janine ist an der Reihe. Sie erzählt, dass sie im Alter von vierzehn Jahren hintereinander von einer Gruppe von Jungen vergewaltigt wurde und eine Abtreibung hatte. Auf die Frage, wessen Schuld das sei, rufen die Mägde im Chor: ihre eigene, ihre eigene! Wer hat die Jungen verführt? Sie, sie, sie! Wie kann es sein, dass niemand Janine zur Seite springt und dem schreienden Unrecht Einhalt gebietet? Hat eine Art von Gehirnwäsche den Mägden das Mitgefühl abtrainiert oder ist es für sie ein Ventil für ihr eigenes Schicksal? Kann jeder Mensch durch ein Umerziehungsprogramm so entmenschlicht werden? Oder gibt es einen geistigen Schutz, der Menschen davor bewahrt, in Extremsituationen seine Seele zu verlieren?
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