Nachlese der sechsten Stunde (26. Juni 2020)
- Kriemhild Brüggemann
- 30. Juni 2020
- 1 Min. Lesezeit
Die Hose hängt! Zwischen drei und vier Uhr morgens ist es passiert. Nach all den verlorenen Beziehungen und der resultierenden Einsamkeit ist Franz Huchel mit seinen Gedanken ganz allein. „Ein Zeichen setzen, ein kleines Licht in der Dunkelheit anzünden“, hatte der Professor gesagt. Genau das will er jetzt tun. Wie ein riesiger Zeigefinger hängt nun die einbeinige Hose des Trafikanten an einer der drei Standartenmasten in der Luft. Direkt vor dem Hotel Metropol, dem Gestapo-Hauptquartier. Runtergerissen das große Hakenkreuzbanner, das jetzt im Dreck liegt. Ja, ist denn der Franz deppert? Überall lungern doch die Geheimen herum. Am nächsten Morgen jedoch hat die Gestapo erst alles entdeckt und natürlich sofort gewusst, wer dahinter steckt. Als sie Franz aus der Trafik abholen, er noch seinen Traumzettel ans Fenster klebt und seinen Laden abschließt, meint der Verhärmte, es habe doch keinen Sinn mehr. Was aber Sinn im Leben hat oder was nicht, darüber ist sich unser Franzl ganz und gar im Klaren.
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