Gedichte

Dein Lächeln
Dein Lächeln ist
spazieren gegangen
vor Stunden,
es hat Tschau gesagt
und Warte nicht auf mich.
​
Es will auf die Promenade
ins helle Licht
der schönen Sterne
und ein wenig schnuppern
am Duft
der versengenden Glut.
​
Ich bleibe zurück
in meinem Zimmer
und wiege deinen Schatten
an meinem Herzen
bis in die Nacht
und singe ein Liebeslied.
​
Doch siehe,
langsam graut schon
der junge Morgen.
Gedichte

Das rote Kleid
Ich lege nun mein rotes
Kleid auf unerbittlich
weiße Flur; bedingungslos
und still ergeben stell ich
mich auf den Abend ein
​
Gerade noch war dieses
Blau mir durch den jungen
Tag gefolgt und traumerhitzt
und mondbeschienen gab ich
mich ganz und gar hinein
​
Das rote Kleid, das ich nun
trug, hat mich so wunderbar
gekleidet und jeder sah
in mir ein Feuer und
küsste gern mein Sonnenhaar
​
Jetzt aber will der Abend
kommen und sucht sich schon
den stillen Platz, in mir sieht
er die letzte Wärme von
diesem durchgeglühten Tag.
Gedichte
Goldregen

Sonnenhaft regnet es Gold
von den verzweigten Ästen
in meine lichtfesten Augen.
​
Ich schmiede eine Kette mir
aus den edlen Tropfen
und flechte einen goldenen Kranz.
​
Die Sonne trage ich nun
an meinem Herzen
und lasse sie leuchten,
wenn abends der helle Tag
langsam der dunklen Nacht weicht.
Gedichte
Sonnenland
Hinter den Hügeln,
dort wo das lichtwarme
Sonnenland liegt,
sehnst du dich hin,
du flatternder angstzarter Vogel.
​
O lass dich finden
durch zehrendes Träumen,
fühlbar gehört und liebevoll
geleitet wie mit Engelsflügeln
ganz umfangen wirst du
lang erwartet.

Gedichte

Gloria dei
Das satte Grün und dieser feste Stand
Lässt schon erahnen
Ein Großes wird bald sein
Wie es im Stundenbuch geschrieben
​
Die Knospe zeigt gezielte Stärke
Mit roten Wangen strebt sie hin zum Licht
Und bricht sich Bahn in mühevoller Weise
Ganz, als schüttle sie sich Fesseln ab
​
Was vorher noch so rot und aufgeregt
Macht nun dem edlen Lichtgelb Platz
Jedoch ein kupferroter Mantel
beugt sich noch ihrem Herzen zu
​
Bis dann in einer Feierstunde
Sich willig öffnet Blatt für Blatt
Es zeigt sich nun ein ganzes Werden
Dem, der zu sehen vermag.
Gedichte

Der Magier
Ich steche mit dem langen Speer
in ein Meer aus lauter Licht;
über meinem Kopf die Rosen
und die weiße Lilie spricht.
​
Mir zur Linken steht die Sonne,
meinem Herzen zugewandt,
ihre heißen Strahlen brennen
einen Stern auf meine Hand.
​
Feuer, Wasser, Luft und Erde
brauchen einen starken Mann,
der das Schwarze von dem Weißen
mit dem Schwert durchtrennen kann.
​
Möge doch der Weisheit Fülle
niederregnen auf die Welt;
fruchtbar soll der Boden werden
und beackert auch das Feld.
Gedichte

Es wartet die stille Burg
Du, der du meinst
es trüben sich die Wasser,
weite mich
lege mir eine Sonne
um das Herz
und löse mir meinen Mantel
​
Die Wetter brausen;
es brechen die Winde los,
auf den granitgrauen Steinen
liegt leichter Schnee
​
Rufe mir Gahavieß,
dass es mich leite
über die Wasser;
die Zeit liegt zu Füßen
​
Es wartet die stille Burg;
hoch auf dem Gipfel
leuchten die Zinnen;
die Sonne spiegelt das Meer
​
Nichts ist gewiss,
im Gepäck hüten die Sterne
alles Ferne
Gedichte
Es könnte Abend werden
Tempus non erit amplius

Es könnte Abend werden.
Die Sonne, in Milch getaucht,
wirft lange Schatten;
über dem Wasser wiegt sich der Tag.
​
Schau auf dein Haus.
Zeit wird nicht mehr sein
es von Grund auf
zu erneuern.
Gedichte
Rosenduft

Ich habe heute Rosen gepflanzt
in mein Gesicht,
Gallica Rosen, Alba und China,
Bourbon und Remontant.
​
Die Tulpen zog ich raus.
Wehrhaft legten sie Rouge auf,
drehten und wendeten sich,
boten ihre Kelche zum Trinken an,
lockten noch einmal mit der samtigen Glätte
ihrer verbliebenen Pracht.
​
Nein, die Tulpenzeit ist vorbei.
Jetzt sollen Rosen wachsen
in meinem Gesicht,
alte, gefüllte,
mit Düften,
die noch die letzten Blüten des
nahenden Winters
streifen.
Gedichte

Es kommt ein Winter über mich
Es kommt ein Winter über mich.
Eisfäden regnen in mein Herz.
Es ist ein Klirren in der Luft,
als nahten die Glasvögel schon.
Und der Nordwind deckt einen weißen Tisch.
​
Es ist alles bereit.
Esset und trinket
Brot und Wein aus kaltem Kristall.
Es neigt sich der Tag.
Und die Sonne trägt ein rotglühendes Kleid.
​
Ach, wie wird mir so bang.
Schnee legt sich auf mein Blut,
lässt meine Träume frieren.
Es kommt ein Winter über mich.
Und spurlos fegt dieser Wind.
Gedichte

Ich werde.
Ich werde ich.
Was werde ich?
Glücklich werde ich,
werde ich ich.
Ich werde
(für Erasmus)
Haikus

Sonne, Wasser, Wind
Wellen brechen das Meer auf
Schreien der Möwen
Haikus

Stille ruft lautlos
Hören mit feinem Ohr
Gesang der Lüfte
Haikus

Das Blau des Himmels
mit seinen Flügelwolken
Lichtblicke nahen
Haikus

Schatten des Glücks
nahen durch stille Türen
aufmerksam schauen
Haikus

Säen und Ernten
bedürfen des Himmelslichts
finde den Schalter
Haikus

In meinem Herzen
wachsen Blumen der Liebe
Wasser muss fließen
Haikus

Ein Augenaufschlag
Himmel gerät ins Wanken
Bitte um ein Leben